Der Preiswettlauf nach unten ist keine nachhaltige Politik. Weder für den Erzeuger noch für die Welt. Am Ende zahlt nämlich die letztere die Rechnung
Ein gebräuchlicher, aber nicht immer verstandener Begriff ist " True Costing" oder " True Cost Accounting". Darunter versteht man alle nicht kalkulierten und einbezogenen wahren Kosten eines Produkts.
Ein häufig genanntes Beispiel ist der 1,99 € teure Fast-Food-Burger. Der tatsächliche Preis liegt je nach Berechnungsmethode zwischen 15 € und 30 €. Sie kaufen den Burger zu einem niedrigen Preis, weil eine Reihe von Dingen nicht enthalten sind. Dazu gehören beispielsweise die Umweltschäden, die in den Weidegebieten der Kühe in Südamerika entstehen. Die Wassermenge, die für 100 Gramm Rindfleisch benötigt wird, ist astronomisch: über 1.500 Liter. Der Wissenschaftler Vaclav Smil hat berechnet, dass für 1 kg Rindfleisch 25 kg Futtermittel benötigt werden. Dazu müssen auch Regenwälder Sojafeldern weichen. Das sind alles deutliche und aussagekräftige Beispiele. Ganz zu schweigen von den CO2-Emissionen bei Produktion und Transport.
Bei fast allen anderen Produkten, bei denen der Preiswettlauf nach unten eine große Rolle spielt, lässt sich eine ähnliche Rechnung aufstellen. Über den Preis zu konkurrieren ist gar nicht so schwierig, wenn man die tatsächlichen Kosten nicht einbezieht. Schließlich werden diese auf die Menschen und die Umwelt in einem fernen Land abgewälzt. Die Gesetzgebung ist dort oft nicht so streng wie in Europa. Und billige Arbeitskräfte in den Produktionsländern sind der einzige Weg, um zu überleben und uns im Westen so billig wie möglich zu beliefern.
In der Möbelplattenindustrie könnten diese versteckten Kosten zum Beispiel die Verschmutzung der Umwelt sein, in der die Produkte hergestellt werden. Oder die Arbeitsbedingungen, unter denen die Beschäftigten arbeiten. Renten gibt es dort meist nicht, und im Krankheitsfall kann ein Arbeitnehmer weiterhin zu Hause bleiben. Eine Entlassung ist nicht notwendig, da es oft keine Arbeitsverträge gibt, geschweige denn Regelungen für den Krankheitsfall.
Diese Art negativer externer Effekte wird bei wirtschaftlichen Vergleichen zwischen Produkten auf dem niederländischen Markt fast nie berücksichtigt. Wenn in China hergestellte giftige Spanplatten in die Niederlande transportiert werden müssen, ist die CO2-Steuer nicht in den anfallenden Kosten enthalten. Die Globalisierung macht es sehr schwierig, die guten und schlechten Auswirkungen richtig zu beurteilen, wenn wir die tatsächlichen Kosten nicht berücksichtigen.
Eine einfache Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, besteht darin, in den Niederlanden hergestellte Produkte zu wählen. Ein großer Vorteil ist, dass die gesamte Produktion nachverfolgt werden kann und ethische, ökologische und soziale Faktoren bewertet werden können. Dadurch werden die tatsächlichen Kosten transparent. Es zeigt sich dann, dass der (Selbstkosten-)Preis eines niederländischen Produkts niedriger ist als der eines Produkts, das von weit her kommen muss und möglicherweise unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt wurde.
Der Preiswettlauf nach unten ist keine nachhaltige Politik. Weder für den Erzeuger noch für den Verbraucher. Letzterer zahlt schließlich die Zeche. Das Meinungsbild ändert sich. Wir werden uns zunehmend der Bedeutung von Nachhaltigkeit, Ökologie und Sozialem bewusst. Also lieber made in Holland. Auch für die nächste Generation.